Montag, 21. Januar 2008

"Berlin am Meer" - kenn ich doch schon alles

Das Lebensgefühl junger Berliner wurde im Kino bereits zur Genüge breit getreten.
Filme über Berlin spielen grundsätzlich im Sommer - wer die Stadt an einem widerlich nieselig-dunklen Wintertag wie dem heutigen kennengelernt hat, versteht wieso. Berlin im Film ist meist natürlich abseits der bekannten Orte - man sieht pittoreske Parks und wunderschöne Aussichten auf Spree oder Landwehrkanal. Menschen krabbeln auf den Dächern von Altbauten herum - wahlweise in Prenzlauer Berg oder Friedrichshain. Natürlich erstreckt sich einem immer ein atemberaubender Blick auf die Stadt - und der Fernsehturm ist immer im Bild.
Junge Menschen im deutschen Film tun grundsätzlich nichts - haben aber immer Geld für Parties und Drogen. Dafür sind sie meistens scheiße angezogen - hippe Berliner DJs sehen auf jeden Fall anders aus als "Tom" und "Malte". Tom wird dargestellt von Robert Stadlober, den man eigentlich schon viel zu oft gesehen hat. 25 ist er mittlerweile und sieht immer noch aus wie gerade volljährig geworden. Sein Tom ist ein kellnernder Electro DJ, der vom Studium an der Musikhochschule träumt und sich heimlich dafür bewirbt. Zudem gerät er in eine verhinderte Liebesgeschichte mit der Schwester seines Mitbewohners, mit Mavie. Wieso diese sich in einen schlecht angezogenen Heranwachsenden verknallt, der eigentlich immer früher von der Party abhaut und auch sonst nur rumheult, wird nicht klar. Wieso sie stattdessen dann mal mit Malte, dem anderen DJ, vögelt, ebenso wenig. Was die komische Mitbewohnerin von Margarete (viel zu aufgesetzt gespielt von Jana Pallaske) von Tom will, ist ebenso ungeklärt. Jedenfalls macht sie sich tierisch zum Horst und keiner weiß wieso.
Zwischendrin werden tierisch abgefahrene Berliner Szene Partys veranstaltet. Robert Stadlober zeigt seinen Parade-Heulkrampf mit anschließendem Koitus, den er noch in jedem seiner Filme untergebracht hat. Menschen von Anfang Zwanzig sprechen in blumigen Phrasen über ihr Leben und Leiden - wie in jedem deutschen Film.
Wer als Leser jetzt nicht durchblickt, worum es eigentlich geht, dem geht es ähnlich wie mir beim Ansehen des Filmes. Durch unglaublich kurze Szenen hat Regisseur Wolfgang Eissler den Film total zerstückelt. Große Teile der Handlung muss man sich selbst denken, da sie nie explizit erläutert werden. (Beispielsweise die Frage, wieso Malte, der ja nicht mal Noten lesen kann, an der Hochschule genommen wurde... Geklaut haben kann er die Bewerbung gar nicht, war ja nur eine .doc Datei). Solche Fragen bleiben am Ende auch ungeklärt. Wieso Jana Pallaske jemals zu schauspielerischen Ehren gekommen ist, bleibt weiterhin ein Rätsel. An ihr wirkt alles so aufgesetzt und unnatürlich, dass das Zusehen fast eine Qual ist. Axel Schreiber passt überhaupt nicht in die Rolle eines aufstrebenden Electro DJs mit kompositorischen Ambitionen. Als prolligen Mitte-Fuzzie hätte ich mir das Ganze doch eher vorstellen können.
Dafür, dass die Darsteller eigentlich alle Berufserfahrung haben, wirkt der Film zu oft wie ein Laienspiel am Volkstheater.

En conclusion, wie der Franzose sagt, bleibt also nicht viel Positives zu sagen: Die Darsteller streckenweise dilettantisch, die Handlung verhackstückt, die Dialoge zu plakativ, die Bilder zu abgelutscht und die Rollen zu unrealistisch gezeichnet.
Aber eins bleibt trotzdem: Auf den diesjährigen Sommer in Berlin freue ich mich. Vielleicht wird er ja mal so wie im Film.

Dienstag, 8. Januar 2008

Gedanken zur Nacht


Ich schaue auf die Uhr und es ist ungefähr halb eins in der Nacht. Um zehn wollte ich ins Bett gehen, eigentlich wollte ich schon meinen Kurs schwänzen, um schlafen zu gehen. So müde war ich. Aber es gibt dieses Phänomen, zumindest bemerke ich es bei mir: Am frühen Nachmittag und so gegen zwanzig Uhr erreiche ich meinen Tiefpunkt. Da könnte ich auf der Stelle einschlafen, egal, wie lange ich in der Nacht zuvor geschlafen habe. Und dann wird es immer später, bis ich ins Bett gehe.
Auch die Koffein-Zufuhr ändert daran rein gar nichts - mein Körper steckt auch die größten Unmengen einfach weg und baut höchstens in der Körpermitte Fett an, das war's aber auch.
Zurück zur eigentlichen Problematik: Ich werde also abends zur besten Sendezeit müde und könnte nach dem Sandmann einschlafen. Aber so früh schlafen kann ich nicht. Es geht einfach nicht, ich würde mitten in der Nacht aufwachen. Außerdem ist das deutsche Fernsehprogramm einfach zu mitreißend.
Heute hat Pro 7 einen neuen Showkracher auf den interessierten Zuschauer losgelassen: "The next Uri Geller". 2 1/2 Stunden pure Spannung mit tollen "Live-Experimenten". Während der alte Uri Geller Tricks vorführte, die meine Eltern in ihrer Jugend schon im deutschen Fernsehen bewundern konnten, zeigten andere so genannte "Mentalisten" ihr Können. Da war der altbewährte "Ich lasse mich mental von dir führen und zerhaue mir deswegen nicht die Hand am scharfen Messer" Trick, den man bereits vor einiger Zeit misslungen bei Stefan Raab bewundern konnte (im Übrigen MIT Auflösung). Eine Frau mit pornös anmutender Stimmlage konnte durch ihren Seelenverwandten Dinge erkennen ("Ooh, aah, jaaa, es ist eine Sieben"), ein Schweizer kommunizierte mit seiner angetrauten Rabenfrau mit dem Jenseits und laberte dabei nur unverbindlichen Quatsch ("In der Zwischenwelt wirst du alle wiedersehen, die bereits in diese eingetreten sind") und der Mann, der sein Herz zum Stillstand bringen konnte, war irgendwie nur langweilig. Da hat mich Flatliners in meiner frühesten Jugend mehr geteased.
Nun denn, wieso gucke ich so einen Scheiß? Ich glaube, ich habe zuviel Zeit. Es gibt genügend Dinge, die ich stattdessen tun könnte. Zum Beispiel mal richtig kochen oder die Wohnung sauber machen, für die Uni lernen oder zumindest ein Buch lesen. Aber dann würde ich doch was verpassen. Es geht nicht, dass ich über übelstes Trash TV nicht Bescheid weiß. Egal, ob da seit Jahren der gleiche blöde Zaubertrick vorgeführt wird, ob sich Menschen nun schon im 8. Jahr für kürzer oder länger in ungemütliche Wohncontainer sperren lassen oder ob die mittlerweile 6. (oder 7.?) Popstarsband dem Misserfolg und Untergang geweiht wird.
Wenn ich Zeit habe, gliedert sich mein Tag in Fernsehzeiten. Am frühen Nachmittag Pro Sieben mit den Dokusoaps, dazwischen noch ein bisschen Vox, ebenfalls mit Dokusoaps. Was Sinnvolles tun lohnt sich danach auch nicht, denn es ist nicht mehr lang, bis Verbotene Liebe anfängt. Und dann finde ich bis 20 Uhr 15 keine Ruhe... Kein Wunder, dass ich zu nichts komme.
Kein Wunder, dass es mittlerweile fast ein Uhr ist (in der Nacht, wohlbemerkt) und ich immer noch wach bin. Und das, obwohl ich SPÄTESTENS um 22 Uhr schlafen wollte. Vom TV habe ich eh nicht viel mitbekommen, denn da gibt es ja noch meine Online Sucht.

Aber davon erzähle ich dann ein anderes Mal ;-)