Samstag, 23. August 2008

Die Qual der Wahl


Mein Studium, welches sich durch ein (natürlich unbezahltes) Praktikum bereits verlängert hat, nähert sich stetig seinem Ende. Angesichts dessen, dass mich rund 80% der Inhalte nicht interessieren, die KommilitonInnen zum Großteil unsympathische StreberInnen sind und auch die DozentInnen von Lehre keine Ahnung haben sollte mich dieser Umstand freuen. Doch mit dem Ende des Studiums ist auch ein erneuter Umbruch in meinem Leben verbunden. Dass ich an meinen Bachelor einen Master anschließen werde, ist bereits klar. Auch das Fach: Gender Studies (zu deutsch Geschlechterforschung). Ein Exotenfach, welches man an kaum einer Universität in Deutschland angeboten bekommt. An meiner eigenen Uni, der FU in Berlin, kann ich nicht bleiben: Der Master auf diesem Gebiet ist mir zu unwissenschaftlich und 1200 Euro pro Semester (!!) können wohl auch nur wahre Snobs berappen. (Es wäre hierbei interessant zu erfahren, wieviele Menschen sich tatsächlich für diesen Master beworben haben...).
Die Angebote in Bochum und Bielefeld fallen allein schon wegen Bochum und Bielefeld weg. An den Unis mit der (angeblich) höchsten Selbstmordrate möchte ICH nicht studieren... Durch einen unglücklichen Umstand - eine noch junge Beziehung nach Wien - stehen nun noch zwei Städte zur Wahl. Bleibe ich in Berlin, der Stadt, die ich nach knapp drei Jahren als meine neue Heimat ansehe und führe weiterhin eine Fernbeziehung über rund 800km nach Österreich? Oder gehe ich nach Wien, vielleicht schon im kommenden Sommersemester, lasse meine Freunde in Berlin, meinen Job und alles andere hinter mir, der Liebe wegen? Auch wenn zwischen dieser Entscheidung noch ein Semester, eine noch zu schreibende Bachelorarbeit und viele Kurztrips nach Wien und Besuche in Berlin liegen - diese Frage beschäftigt mich nun schon seit Tagen. Wie entscheidet man so etwas möglichst sinnvoll? Was spricht dafür, was dagegen? Ist ein Umzug nach einem knappen Jahr Beziehung überhaupt rational?
Ich werde wohl noch viele Nächte darüber schlafen müssen.

Dienstag, 3. Juni 2008

Und nun zum Wetter




Es ist 14 Uhr, ziemlich auf den Punkt sogar. Ich sitze hier (drin) und kann nicht anders. Ich bin die Praktikantin und muss noch zwei Stunden absitzen, bevor ich mich zu meinem Nebenjob aufmachen darf. Bis ich nachhause komme, ist die Sonne nur noch als fahle Erinnerung am Horizont zu sehen. Wobei man in Berlin eh nicht so weit sehen kann. Nun ja. Nicht nur, dass unser Balkon eh keine Möglichkeit zum Sonnen zulässt (Nordseite), die Zeit dazu hätte ich eh nicht. Deprimierend ist das. Ob werktags oder am Wochenende: Lena geht arbeiten. Dabei sind zwei Dinge so gut wie sicher:
1. Ich möchte NIEMALS Vollzeit arbeiten.
2. Sobald mein Praktikum vorbei ist, wird es regnen.

Die zweite Regel bestätigte sich schon in den Vorjahren. Ab Juli ist nämlich der Sommer vorbei!
Käseweiß bin ich, nicht mal ein gepflegter Sonnenbrand auf der Nase ist zeitlich drin. Verhältnisse, die angeprangert werden müssen. Vielleicht sollte ich heimlich auf die Sonnenbank gehen, um meine Defizite bezüglich der Hautbräunung auszugleichen. Allerdings wäre hier das Problem, dass mich jemand sehen könnte. Das wäre, gelinde gesagt, Ruf schädigend. Und das muss man heutzutage vermeiden.

Nachher werde ich einen kleinen Regentanz aufführen, aber nur für die Zeit, in der ich drin sein muss. Da ich gestern den Tod von Yves Saint Laurent vorher geahnt habe, wird es klappen. Sonst weine ich.

Samstag, 17. Mai 2008

Die Enttäuschungen des Lebens


Es heißt, Vorfreude sei die schönste Freude. Das stimmt, wie ich festgestellt habe. Und zwar in vielen Lebenslagen. Ein tolles Ereignis steht bevor, in der eigenen Phantasie malt man sich die schönsten Details aus und kann DEN Tag kaum erwarten. Und dann - Ernüchterung.
Das muss nicht mal ein großes Ereignis sein. Es sind auch kleine Dinge, die in diesem Augenblick die Welt bedeuten. So wie eben: Mensch wünscht sich nichts weiter als ein anständiges Eis von einer großen amerikanischen Burgerkette und was ist? Just eine Viertelstunde vorher stellen die Klappspaten die Eismaschine ab. Die muss nämlich schlafen, von Mitternacht bis sechs Uhr morgens. Denn zwischen sechs und neun Uhr morgens essen wahre Menschenmassen Eis, aber am Wochenende? Niemand. Außer mir, die törichterweise extra dafür das Haus verlassen hat. Und der Typ nach mir, der kam auch nur für ein Eis. SO! Da hat der Laden wohl zwei treue Kunden verloren. Aber das geht auch wirklich nicht. Kein Eis um Mitternacht. Wenn man sich mit einem guten Sundae von den Strapazen des DSDS Finales erholen muss. Eine Unverschämtheit, dieses Gebaren. Geschimpft habe ich und gezetert. Dann habe ich einen Cheeseburger gekauft.

Montag, 10. März 2008

Voll Porno

Heute war es soweit - zumindest in Berlin. Der erste Frühlingstag, der diesen Namen auch verdient hat. Ein strahlendblauer Himmel erstreckte sich über die Stadt, der wärmere Temperaturen verhieß, als tatsächlich herrschten. Aber selbst der kühle Wind konnte die gute Laune nicht trüben.
Kaum zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen, ist das empfindliche Auge des (zugezogenen) Berliners stark geblendet. Abhilfe muss her. Diese äußert sich auch in diesem Jahr in Form von tellergroßen Brillengläsern, auch Piloten- oder noch besser: PORNObrillen genannt. Dieser Augenschutz täuscht darüber hinweg, dass die Temperaturen noch weit davon entfernt sind, sommerliche Gefühle zu suggerieren. Wozu also diese Brillen? Es ist scheinbar très chic, das Gesicht hinter großen Brillen zu verbergen. Vielleicht sind diese Menschen alle hässlich und furchtbar entstellt. Vielleicht hatten sie am Abend zuvor eine Schlägerei und wollen ihr blaues Auge kaschieren. Vielleicht gehört diese Kostümierung aber auch nur zum, von mir so genannten, "Mitte-chic". Das Outfit gebietet einfach, neben der Anorexie-vermuten-lassenden Röhrenjeans und dem American Apparel Shirt (welches man in allen Farben besitzt) eine Brille zu tragen, die einen wie Pete Doherty auf den Höhepunkt seines kalten Entzugs aussehen lässt. Das nennt sich dann wohl Individualität, auch wenn es alle tragen.
Vielleicht ist zu den Trendopfern, die dieser Tage am Paul Lincke Ufer herumschleichen, noch nicht zugetragen worden, dass in Provinz-Discotheken (die sie verabscheuen, obwohl sie vor 3 Jahren selbst noch dort abhingen) Porno-Brillen-Partys der heiße Scheiß sind. Obwohl einzig das Outfit der anwesenden Damen wirklich hält, was der Titel der Veranstaltung verspricht.

Vielleicht spricht aus mir auch nur der Neid einer Person, die keine Pornobrille tragen kann, da sie sonst einen Stock bräuchte.

Montag, 21. Januar 2008

"Berlin am Meer" - kenn ich doch schon alles

Das Lebensgefühl junger Berliner wurde im Kino bereits zur Genüge breit getreten.
Filme über Berlin spielen grundsätzlich im Sommer - wer die Stadt an einem widerlich nieselig-dunklen Wintertag wie dem heutigen kennengelernt hat, versteht wieso. Berlin im Film ist meist natürlich abseits der bekannten Orte - man sieht pittoreske Parks und wunderschöne Aussichten auf Spree oder Landwehrkanal. Menschen krabbeln auf den Dächern von Altbauten herum - wahlweise in Prenzlauer Berg oder Friedrichshain. Natürlich erstreckt sich einem immer ein atemberaubender Blick auf die Stadt - und der Fernsehturm ist immer im Bild.
Junge Menschen im deutschen Film tun grundsätzlich nichts - haben aber immer Geld für Parties und Drogen. Dafür sind sie meistens scheiße angezogen - hippe Berliner DJs sehen auf jeden Fall anders aus als "Tom" und "Malte". Tom wird dargestellt von Robert Stadlober, den man eigentlich schon viel zu oft gesehen hat. 25 ist er mittlerweile und sieht immer noch aus wie gerade volljährig geworden. Sein Tom ist ein kellnernder Electro DJ, der vom Studium an der Musikhochschule träumt und sich heimlich dafür bewirbt. Zudem gerät er in eine verhinderte Liebesgeschichte mit der Schwester seines Mitbewohners, mit Mavie. Wieso diese sich in einen schlecht angezogenen Heranwachsenden verknallt, der eigentlich immer früher von der Party abhaut und auch sonst nur rumheult, wird nicht klar. Wieso sie stattdessen dann mal mit Malte, dem anderen DJ, vögelt, ebenso wenig. Was die komische Mitbewohnerin von Margarete (viel zu aufgesetzt gespielt von Jana Pallaske) von Tom will, ist ebenso ungeklärt. Jedenfalls macht sie sich tierisch zum Horst und keiner weiß wieso.
Zwischendrin werden tierisch abgefahrene Berliner Szene Partys veranstaltet. Robert Stadlober zeigt seinen Parade-Heulkrampf mit anschließendem Koitus, den er noch in jedem seiner Filme untergebracht hat. Menschen von Anfang Zwanzig sprechen in blumigen Phrasen über ihr Leben und Leiden - wie in jedem deutschen Film.
Wer als Leser jetzt nicht durchblickt, worum es eigentlich geht, dem geht es ähnlich wie mir beim Ansehen des Filmes. Durch unglaublich kurze Szenen hat Regisseur Wolfgang Eissler den Film total zerstückelt. Große Teile der Handlung muss man sich selbst denken, da sie nie explizit erläutert werden. (Beispielsweise die Frage, wieso Malte, der ja nicht mal Noten lesen kann, an der Hochschule genommen wurde... Geklaut haben kann er die Bewerbung gar nicht, war ja nur eine .doc Datei). Solche Fragen bleiben am Ende auch ungeklärt. Wieso Jana Pallaske jemals zu schauspielerischen Ehren gekommen ist, bleibt weiterhin ein Rätsel. An ihr wirkt alles so aufgesetzt und unnatürlich, dass das Zusehen fast eine Qual ist. Axel Schreiber passt überhaupt nicht in die Rolle eines aufstrebenden Electro DJs mit kompositorischen Ambitionen. Als prolligen Mitte-Fuzzie hätte ich mir das Ganze doch eher vorstellen können.
Dafür, dass die Darsteller eigentlich alle Berufserfahrung haben, wirkt der Film zu oft wie ein Laienspiel am Volkstheater.

En conclusion, wie der Franzose sagt, bleibt also nicht viel Positives zu sagen: Die Darsteller streckenweise dilettantisch, die Handlung verhackstückt, die Dialoge zu plakativ, die Bilder zu abgelutscht und die Rollen zu unrealistisch gezeichnet.
Aber eins bleibt trotzdem: Auf den diesjährigen Sommer in Berlin freue ich mich. Vielleicht wird er ja mal so wie im Film.

Dienstag, 8. Januar 2008

Gedanken zur Nacht


Ich schaue auf die Uhr und es ist ungefähr halb eins in der Nacht. Um zehn wollte ich ins Bett gehen, eigentlich wollte ich schon meinen Kurs schwänzen, um schlafen zu gehen. So müde war ich. Aber es gibt dieses Phänomen, zumindest bemerke ich es bei mir: Am frühen Nachmittag und so gegen zwanzig Uhr erreiche ich meinen Tiefpunkt. Da könnte ich auf der Stelle einschlafen, egal, wie lange ich in der Nacht zuvor geschlafen habe. Und dann wird es immer später, bis ich ins Bett gehe.
Auch die Koffein-Zufuhr ändert daran rein gar nichts - mein Körper steckt auch die größten Unmengen einfach weg und baut höchstens in der Körpermitte Fett an, das war's aber auch.
Zurück zur eigentlichen Problematik: Ich werde also abends zur besten Sendezeit müde und könnte nach dem Sandmann einschlafen. Aber so früh schlafen kann ich nicht. Es geht einfach nicht, ich würde mitten in der Nacht aufwachen. Außerdem ist das deutsche Fernsehprogramm einfach zu mitreißend.
Heute hat Pro 7 einen neuen Showkracher auf den interessierten Zuschauer losgelassen: "The next Uri Geller". 2 1/2 Stunden pure Spannung mit tollen "Live-Experimenten". Während der alte Uri Geller Tricks vorführte, die meine Eltern in ihrer Jugend schon im deutschen Fernsehen bewundern konnten, zeigten andere so genannte "Mentalisten" ihr Können. Da war der altbewährte "Ich lasse mich mental von dir führen und zerhaue mir deswegen nicht die Hand am scharfen Messer" Trick, den man bereits vor einiger Zeit misslungen bei Stefan Raab bewundern konnte (im Übrigen MIT Auflösung). Eine Frau mit pornös anmutender Stimmlage konnte durch ihren Seelenverwandten Dinge erkennen ("Ooh, aah, jaaa, es ist eine Sieben"), ein Schweizer kommunizierte mit seiner angetrauten Rabenfrau mit dem Jenseits und laberte dabei nur unverbindlichen Quatsch ("In der Zwischenwelt wirst du alle wiedersehen, die bereits in diese eingetreten sind") und der Mann, der sein Herz zum Stillstand bringen konnte, war irgendwie nur langweilig. Da hat mich Flatliners in meiner frühesten Jugend mehr geteased.
Nun denn, wieso gucke ich so einen Scheiß? Ich glaube, ich habe zuviel Zeit. Es gibt genügend Dinge, die ich stattdessen tun könnte. Zum Beispiel mal richtig kochen oder die Wohnung sauber machen, für die Uni lernen oder zumindest ein Buch lesen. Aber dann würde ich doch was verpassen. Es geht nicht, dass ich über übelstes Trash TV nicht Bescheid weiß. Egal, ob da seit Jahren der gleiche blöde Zaubertrick vorgeführt wird, ob sich Menschen nun schon im 8. Jahr für kürzer oder länger in ungemütliche Wohncontainer sperren lassen oder ob die mittlerweile 6. (oder 7.?) Popstarsband dem Misserfolg und Untergang geweiht wird.
Wenn ich Zeit habe, gliedert sich mein Tag in Fernsehzeiten. Am frühen Nachmittag Pro Sieben mit den Dokusoaps, dazwischen noch ein bisschen Vox, ebenfalls mit Dokusoaps. Was Sinnvolles tun lohnt sich danach auch nicht, denn es ist nicht mehr lang, bis Verbotene Liebe anfängt. Und dann finde ich bis 20 Uhr 15 keine Ruhe... Kein Wunder, dass ich zu nichts komme.
Kein Wunder, dass es mittlerweile fast ein Uhr ist (in der Nacht, wohlbemerkt) und ich immer noch wach bin. Und das, obwohl ich SPÄTESTENS um 22 Uhr schlafen wollte. Vom TV habe ich eh nicht viel mitbekommen, denn da gibt es ja noch meine Online Sucht.

Aber davon erzähle ich dann ein anderes Mal ;-)